Es ist eine kleine Besonderheit, die sich den Besuchern und Mitarbeitern des Rostocker Zoos seit einigen Wochen bietet: Zum ersten Mal seit Beginn der Haltung von Emus im Jahr 1983 ist am 22. Mai 2018 ein Küken geschlüpft. Weshalb die Nachzucht bisher noch nie gelang, lässt sich nur mutmaßen. „Ein Grund für die schwierige Familienplanung bei diesen Laufvögeln könnte die ursprüngliche Heimat Australien sein. Emus sind die einzigen Vögel, die im Winter balzen und Eier legen. Kälte und Schnee sind aber keine guten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brut“, erklärte Zoo-Kuratorin Antje Zimmermann. „Bei uns jedoch haben unsere Emus einen beheizbaren Stall zur Verfügung, sodass der Vater bei Temperaturen von mindestens 15°C brüten konnte.“
Eine andere Vermutung ist laut der Kuratorin, dass sich auch bei Emus „die Richtigen finden müssen“. Möglicherweise war die Henne aus diesem Grund mit ihrem vorherigen Partner, mit dem sie über vier Jahre zusammenlebte, nicht erfolgreich.
Emu-Kindererziehung ist Vatersache
Emus sind ganz besondere Tiere, denn bei dieser Vogelart ist es der Vater, der sich sowohl um das Ausbrüten der Eier als auch um die Kükenaufzucht kümmert.
„So ist es auch in unserem Fall – alles läuft daher völlig unproblematisch“, sagte die Kuratorin.
Der fast dreijährige Max kam im August 2016 vom Niederrhein nach Rostock und passt ganz genau auf das kleine Küken auf, dem es sehr gut geht. Das Geschlecht ist zwar noch nicht bekannt, jedoch hat es seit seiner Geburt bereits etwa das Doppelte an Größe zugelegt. Der kleine Emu hat guten Appetit: Auf dem Speiseplan stehen Obst, beispielsweise Äpfel und Birnen, Gemüse wie Salat, Gurke, Möhre oder gekochter Brokkoli und Pellets. Inzwischen pickt das Küken auch schon Gräser von der Anlage oder kleine Insekten, die es findet.
Das Muttertier Speedy lebt bereits seit 2011 im Zoo Rostock und schlüpfte vor 16 Jahren im Tiergarten Nürnberg. Für Speedy wie auch Papa Max ist es nicht nur das erste Küken in ihrem derzeitigen Zuhause, sondern der erste Nachwuchs überhaupt. Da die Aufzucht nun Sache des Vaters ist, lebt Speedy mit den Bennett-Kängurus auf der Anlage*, während Max und Emu-Küken auf eine Hälfte des Wildhund-Geheges umgezogen sind, natürlich getrennt von den eigentlichen Bewohnern. Dort kann er sich in aller Ruhe der Kindererziehung annehmen, bis der Emu-Nachwuchs dann mit etwa einem Jahr ausgewachsen ist und im zweiten bis dritten Lebensjahr geschlechtsreif wird.
„Wir sind sehr stolz auf diese Premiere und sind guter Dinge, dass die Aufzucht weiterhin so super läuft“, freute sich Antje Zimmermann.
HINTERGRUND
Im Juli 1983 konnte der Vogelbestand im Zoo Rostock durch zwei bizarre Gestalten der Buschsteppe Australiens erweitert werden: Zwei Emus trafen aus der damaligen BRD ein.
Das heutige Pärchen, Speedy und Max, lebt zusammen mit den Bennett-Kängurus in einer Wohngemeinschaft. Wie auf vielen anderen Anlagen im Zoo auch, kommt hier das Konzept der Vergesellschaftung zum Tragen. Dies bietet für die unterschiedlichen Tierarten die Möglichkeit, ihr Leben anspruchsvoll zu gestalten. Die Begegnung verschiedener Tiere schafft reichlich Abwechslung und stellt neue Ansprüche an das Verhalten der Tiere. Voraussetzung ist aber natürlich, dass keine der Arten von der Wohnsituation Schaden nimmt. Daher werden nur Tiere zusammengebracht, die in ihrem ursprünglichen Herkunftsort den gleichen Lebensraum oder geografischen Raum teilen, wie im Fall der Emus und Kängurus die Heimat Australien.
Titelbild: Das etwa eine Woche alte Emu-Küken gewöhnt sich in der Außenanlage ein. (Foto: Zoo Rostock / Marion Böhm)